Die Angst, nicht dazuzupassen (Gangaji)

Die Fragende drückt ihre Angst vor anderen Menschen aus, ihre Angst vor Kritik. Gangaji fragt sie, was das über sie im schlimmsten Fall aussagen würde. Die Antwort ist: " Ich bin nicht ok, ich passe nicht zu ihnen, ich gehöre nicht dazu."

G: In diesem Moment - bist du bereit dieses Nicht-Ok-Sein, dieses "Nirgendwo-Dazuzupassen" zu erleben? Es ist sehr menschlich, weil wir irgendwie dazu passen müssen um zu überleben. Und doch passen wir nicht dazu; wir können es zwar vorspielen, aber dann hat man vielleicht Angst, dass das aufgedeckt wird; da ist Angst, ausgestoßen zu werden. Bist du in diesem Augenblick bereit, nicht dazuzupassen, falsch zu sein - ohne das für einen Moment zu beurteilen? Ohne irgendeine extra Geschichte einfach nur das "Nicht-Dazugehören" erleben. Ich bin mir sicher, dass fast jeder schon mal diese Erfahrung, zumindest ein- oder zweimal, gemacht hat; die meisten Leute jedoch ziemlich oft. Denn wir passen nun mal nicht dazu; wir passen nicht zu der Art und Weise, wie die Welt fabriziert ist. Wir passen nun mal in keine Welt, die in sich selbst ja gar nicht echt ist. In dem Moment also, wo du bereit bist, dich nicht anzupassen, nicht dazuzupassen, bist du bereit, wirklich alleine zu sein. Und du bist in Wirklichkeit alleine. Und dieses Alleinsein im körperlichen Bereich kann lebensbedrohend sein; im tief spirituellen Bereich ist es jedoch das Tor Nachhause. Kannst du also in diesem Bereich das Nicht-Dazupassen spüren, dieses totale Getrennt-Sein von der Welt, so wie du sie kennst? Und kannst du es nicht bekämpfen und auch keine Geschichte hinzufügen und alle Beurteilungen suspendieren? Was erfährst du nun?

F: Was ist dann meine Verantwortung?

G: In unserem Zusammenkommen ist es die Bereitschaft, sich zu öffnen. Ok, der Terror steigt hoch und das muss kein Signal sein, sich zu schließen. Damit meine ich, zu wissen, was der nächste Augenblick bringt oder was die Vergangenheit eigentlich war. Einfach bereit sein, hier zu sein - in dieser Grenzenlosigkeit. Ja, das ist ein großer Augenblick. Das ist kein beiläufiger Augenblick. Die meisten Leute passen sich an obwohl sie nicht wirklich dazu passen und manche kommen davon und manche sind vielleicht glücklich damit, aber ich war es nie und keiner, mit dem ich je darüber gesprochen habe, war darüber glücklich. Aber bereit zu sein, nicht hineinzupassen und zu erkennen, dass es da etwas viel Größeres gibt. Unsere Tendenz ist es, zu dem Kleinen, dem Vertrautem zurückzugehen, obwohl wir nicht länger reinpassen, weil wir darüber hinausgewachsen sind. Also sind wir im Konflikt zwischen dieser Immensität und der kleinen Weise, wo wir uns nicht mehr zurück zwingen können. Ich ermutige dich hier, und alle anderen, sich dieser Grenzenlosigkeit zu öffnen - als Experiment. Sich dem zu öffnen, was Platz für dich hat, egal welche Unvollkommenheiten in dir als Person stecken. 

F: Es ist so riesig, so immens als ob es mich verschluckt...

G: Ja und die meisten Leute laufen in ihrem Leben genau davon weg und fühlen sich elend dabei - während sie auf Ziele und Vorstellungen (wie sie sein wollen oder sollen) loslaufen oder sie rebellieren gegen Vorstellungen, wie sie zu sein hätten. In einem segensreichen Leben, in deinem Leben, bist du dir dieser Immensität bewusst und gleichzeitig ist dir dieses Klein-Sein bewusst, in welches du nicht mehr passt. 

F: Das macht Angst.

G: Ja, es macht Angst. Ich kann das verstehen und diese Angst ist es, was uns zurück ins Gefängnis laufen lässt - (da wissen wir, es gibt Männer, es gibt Autoritäten, es gibt Arbeiten zu tun...) Klar, das macht Angst, es bedroht alles, ansonsten wäre es nicht so immens. Ansonsten wäre es kontrollierbar.

F: Es ist das Gefühl 'Ich weiß es nicht. Ich weiß nichts'.

G: Ja, ja genau. Das ist wahre Intelligenz - nichts zu wissen. Und wenn du bereit bist, nicht zu wissen, und die Aktivitäten des Verstandes 'zu wissen' beendest - voll und ganz nichts mehr weißt - was erfährst du dann? 

F: Einfach nur das. Ohne Zukunft. Punkt. Keine Vergangenheit.
 
Dann kannst du das Leben in diesem Abenteuer leben (indem du herausfindest, was vertrauenswürdig ist und was nicht) und das ist immens - dieses immense Mysterium des Seins mit all seiner Komplexität, all seinen Veränderungen, allen guten und schlechten Neuigkeiten, mit allem wahren Horror und aller wahren Schönheit. Diese Immensität, wo es für dich Platz gibt, das ist dein wahres Herz, dein wahres Sein: intelligent, fähig, neugierig und viel zu groß um in irgendeine Vorstellung, irgendwelche Glaubenssätze oder irgendeine Definition zu passen. Es ist der Ruf aufzuwachen.

Dann lebst du das Leben, deine Beziehungen, deine ganz bestimmte, individuelle Form auf eine Weise, die nicht mehr getrennt von dieser Immensität ist. Das ist die Einladung an jeden einzelnen von euch. Und es ist nicht leicht, es ist einfach aber nicht leicht. Es ist riesig. 
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