Is the need for a guru truly anachronistic? - Ist die Notwendigkeit eines Gurus wirkich unzeitgemäß? (Igor Kufayev)

In the West today, value is being placed on the individual. That value is primarily understood or expressed as individual freedom. The whole longing of Western civilization is that longing for individual freedom. Furthermore, in the West, we are affected by that widely accepted notion, that, ‘as long as I am paying for it, it is mine.’ In other words, anything can be acquired, anything can be consumed, because we live in the fast-food culture — even when it comes to matters of the soul. In the culture where fast-food is often our regimen when it comes to spiritual nourishment, the last thing we want is the guru. Why? Because the guru will complicate things.
When it comes to the real spiritual work, the teacher-student dynamics are often subconsciously repulsed, as that relationship would sooner or later require the annihilation of that, which is spoken of from the Perennial perspective as ‘non-self.
And providing the teacher is the real deal, then this process will be much more steadfast, without unnecessary pitfalls and all that accompanies that — and this process is essentially unthinkable without pitfalls. So the teacher simply safeguards the process itself. If one is only opting for the teacher within, it would be so much harder to achieve - filtered through the agendas of egocentricity. Yes, one can speak to one’s reflection in a mirror, and let’s see how much guidance comes from that! How much of that mirroring-wisdom is going to be reflected back to tell us what we don’t want to hear?
Having a teacher is a responsible act, when one is not afraid to lose oneself, because one is evolved enough psychologically. It’s the one who is not evolved as an individual, who is in danger of losing that which is in the formative stages. And when that happens, very often the one who is temporarily in the position of the disciple wants to, desires, even demands, that the teacher take responsibility for that person’s life. You can almost hear: ‘Yes, I will surrender. Now you take care of me!’ This kind of surrender is more of a bargaining, and that’s why we’re all facing this predicament collectively —  because our culture does not support this relationship. There’s very little understanding, and it is ridden with many examples where the undeniable power that this relationship holds has been misplaced, and now also lacks the nuances and subtleties which are necessary if one is to experience the true intimacy that this relationship avails.
Not surprisingly this, ‘Who needs a guru?’ opinion is a reflection of all these deeply hidden and seldom acknowledged fears, often masked by the pretences that we live in a different kind of time when the need for the spiritual guide is a somewhat anachronistic affair. Yet, if these fears and misconceptions were given the light of clearer perception, and if we were more educated on this [relationship], then this would not create such suspicion along with denial.
With that being said, this fear is a legitimate one – there is something unnerving about this process that demands and brings about a true sense of surrender. And let us be frank about it. Even those who go DIY style, without any external guide, the terror of losing one’s control over this process is enormous. That terror of losing the framework of identity is not a trivial affair, because that which we considered ourselves to be before, as it were, is being readjusted, often in a merciless way. Before the optical illusion is adjusted into that which is not in a focal point of this and that… there is this fear of not knowing where we are going to land — not knowing who we are. And that is perhaps precisely where the most noble part of the teacher’s role comes in, because the teacher disperses that fear, by presenting the most direct and most immediate entrance from that which is so uncertain, to that which doesn’t require any confirmation — because it’s obvious beyond belief, it’s just a matter of fact. But before that takes place, there is this vacillation, and wobbling goes on. This wobbling will go on until we are ready to let go of that false sense of control.
There is simple lack of understanding, that the guru is not so-and-so. Never was so and so — it’s an eternal principle. It cannot be renewed, nor can it be worn out. It’s not a thing, not an object of our perception. Even as far as the job is concerned, it’s not a fixed position, no one is ever a guru in relation to oneself — guru is always in relation to the disciple.  
The true beauty of that relationship reveals itself when our heart is cultured enough to comprehend its incomprehensible essence. That is why in certain traditions so much importance is given to this connection. Because that relationship is what truly completes even the most advanced process and from there on it cannot be defined by intellect. More than anything, it is that which cultures the heart; it’s literally that connection with and to that universal principle.
   Magnificent
Im heutigen Westen wird Wert auf Individualität gelegt. Dieser Wert wird primär als individuelle Freiheit verstanden oder ausgedrückt. Die ganze Sehnsucht der westlichen Zivilisation ist das Sehnen nach individueller Freiheit. Weiters sind wir im Westen durch eine weit verbreitete Ansicht beeinträchtigt: „Solange ich dafür bezahle, ist es meins.“ Mit anderen Worten ausgedrückt, kann ich alles erwerben und konsumieren, was mir lieb ist. Wir leben in einer Fast-Food Kultur – sogar wenn es zu Angelegenheiten der Seele kommt. Das letzte, was wir brauchen, ist ein Guru. Warum? Weil er die Dinge komplizieren würde.
Wenn es zur spirituellen Arbeit kommt, werden oft die Lehrer-Student-Dynamiken abgewiesen, da diese Beziehung früher oder später die Vernichtung von dem erfordert, was die immerwährende Perspektive als Nicht-Selbst bezeichnet. Vorausgesetzt, dass der Lehrer wahrhaftig ist, ist dieser Prozess standhafter und ohne unnötige Fallen und allem, was so dazugehört; denn dieser Prozess ist nun mal nicht ohne Fallen und Tücken. Der Lehrer stellt den Prozess einfach sicher. Geht jemand ausschließlich den Weg des inneren Lehrers, könnte das viel schwieriger werden, da man durch Filter der Egozentrik hindurchgeht. Ja klar, man kann schon zur eigenen Reflektion im Spiegel sprechen und dann sieht man, wie viel Führung davon kommt! Wie viel gespiegelte Weisheit kommt von so einem Spiegel, der uns nur sagt, was wir  hören wollen.
Einen Lehrer zu haben, ist ein verantwortungsbewusster Akt, der meist stattfindet, wenn jemand psychologisch genug entwickelt/gefestigt ist um keine Angst zu haben, sich selbst zu verlieren. Für jene, die als Individuum nicht gefestigt sind, kann es gefährlich sein, da sie Gefahr laufen, das zu verlieren, was sich noch in einem bildenden/ entwickelnden Stadium befindet. Wenn das der Fall ist, kann es vorkommen, dass der Schüler vom Lehrer will, wünscht oder sogar verlangt, dass der Lehrer für sein Leben Verantwortung übernimmt nach dem Motto: ich will mich hingeben, wenn du dich um mich kümmerst. Diese Art der Hingabe ist dann ein Tauschhandel und mit dieser Art von Zwickmühle sind wir kollektiv konfrontiert, da unsere Kultur diese Art von Beziehung nicht unterstützt. Es gibt sehr wenig Verständnis dafür und die unleugbare Kraft so einer Verbindung wird an den falschen Platz gesetzt. Zusätzlich mangelt es dann der subtileren Nuancen, die notwendig sind, um so eine wahre Intimität zu erfahren.
Es überrascht nicht, dass die Meinung “Wer braucht schon einen Guru?“ verbreitet ist. Es reflektiert die tief vergrabenen und verleugneten Ängste – oft maskiert durch Vortäuschungen, dass wir in einer anderen Zeit leben und dass der Bedarf nach einem spirituellen Begleiter eine unzeitgemäße Sache ist. Würde diese irrtümliche Wahrnehmung  jedoch ans Licht klarer Wahrnehmung gebracht werden und würden wir mehr über diese Beziehung wissen, dann könnten solche Arten von Verdacht und Verleugnung auch nicht weiter produziert werden.
Davon abgesehen, ist diese Angst legitim. Der Prozess ist nervenaufreibend – keine Frage - und verlangt bzw. führt zu echter Hingabe. Und seien wir mal ehrlich, auch für jene, die denken, sie schaffen es alleine, ist der Terror, die eigene Kontrolle in diesem Prozess zu verlieren, enorm. Der Terror,  das Gerüst seiner Identität zu verlieren, ist keine triviale Sache, denn das, was wir vorher dachten zu sein, wird neu ausgerichtet – oft auf unbarmherzige Art und Weise. Bevor die optische Täuschung angepasst wird an das, was keine Anlaufstelle von diesem und jenem hat, besteht Angst; Angst nicht zu wissen, wo wir landen oder wer wir sind. Das ist aber genau der Punkt, wo der nobelste Teil der Lehrerrolle reinkommt, da der Lehrer diese Angst auflöst indem er den direktesten Eingang präsentiert – von dem, was unsicher ist zu dem, was keiner Bestätigung bedarf, da es unglaublich eindeutig und eine Tatsache ist. Bevor das jedoch stattfindet, wackelt man oft hin und her bis man bereit ist, das falsche Kontrollgefühl loszulassen.
Es herrscht da einfach sehr viel Unwissen darüber, was der Guru ist. Er war noch nie so oder so. Der Guru ist ein ewiges Prinzip. Es kann weder erneuert noch ausgedient werden. Es ist kein Ding, kein Objekt unserer Wahrnehmung. Und auch was den Job anbelangt, gibt es da keine fixe Position. Niemand ist ein Guru in Beziehung zu sich selbst – er steht immer in Beziehung zum Schüler.
Die wahre Schönheit dieser Verbindung offenbart sich, wenn unser Herz genug kultiviert ist, seine ungreifbare Essenz zu erfassen. Das ist warum in bestimmten Traditionen so viel Wichtigkeit auf diese Verbindung gelegt wird. Denn diese Beziehung vervollständigt sogar den am meist entwickelten Prozess und kann von da ab nicht mehr durch den Intellekt definiert werden. Mehr als alles andere kultiviert es das Herz; es ist buchstäblich die Verbindung mit und zu dem universellen Prinzip.

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